Burschenstammtisch
Liebe Eltern und vielmehr liebe Schüler,
mein Name ist Pius und ich bin aktuell 28 Jahre alt. Ich bin im Münchner Umland geboren und aufgewachsen. Nach der Schule habe ich einige Jahre in Australien gelebt. So schön es dort auch war, wollte ich aber wieder in die Heimat zurück. Ich habe mich dann dazu entschieden, hier in Benediktbeuern Soziale Arbeit zu studieren. Mittlerweile bin ich fertig mit dem Studium, habe es aber bisher noch nicht geschafft, mich von dieser wunderschönen Gegend wieder zu lösen. Derzeit arbeite ich nicht nur im Ganztag der Mittelschule, sondern auch seit 2015 im Don-BoscoClub, dem Jugendzentrum in Benediktbeuern. Daher kenne ich viele der Jugendlichen aus der Umgebung bereits gut.
Ich biete für die Jungs an der Schule eine AG an, die ich „Burschenstammtisch“ genannt habe. Diese biete ich aktuell dort zweimal an, einmal für die Klassen 5-8, sowie für die Klassen 8 und 9. Dies macht Sinn, da man so die Inhalte besser der Altersgruppe anpassen kann. Die Idee dahinter ist, dass dies eine Plattform ist, in der die teilnehmenden Jungs unter sich über geschlechtsspezifische Themen sprechen können, die sie beschäftigen, aber sonst im normalen Schulalltag nur wenig Platz haben. Das fängt z.B. beim letzten Fußballspiel an, dass sie gesehen haben oder einem neuen Videospiel, dass sie interessiert. Durch das zunehmende Vertrauen, dass in der Gruppe entsteht – untereinander und auch mir gegenüber, können immer mehr auch persönlichere Themen angesprochen werden. Neben der Freizeitgestaltung, werden auch Beziehungen, Partys, aktuelle Ereignisse, eventuelle private Konflikte, der Umgang mit Medien, usw. thematisiert und reflektiert. Natürlich gibt es nicht immer ein akutes Thema, daher bitte ich die Jungs, dass sie sich selbst Gedanken zu machen, welche Aktionen oder Ideen sie einbringen wollen und im Rahmen der AG umgesetzt werden können. Darüber wird dann auch abgestimmt und diskutiert, wie wir das am Besten umsetzen können. Dies wird auch gerne angenommen und zeigt den Jungs, dass sie eine Selbstwirksamkeit besitzen und ihre Wünsche und Ideen gehört, ernst genommen und auch umgesetzt werden. Auch ein gewisses Demokratiebewusstsein bzw. Kompromissverhalten wird dadurch geschult. Natürlich findet so auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechterrolle statt. Mir ist es persönlich besonders wichtig, keinen strengen Rahmen oder formalen Ablauf vorzuschreiben, sondern ermutige die Jungs, sich so zu verhalten wie sie eben sind. Nur so ist meiner Meinung nach, die richtige Basis dafür gegeben, offen und ungezwungen über Themen zu reden und einen authentischen Einblick in ihre Lebenswelt zu erhalten und so die Jungs dort abzuholen, wo sie gerade im Leben stehen. Ich habe beobachtet, dass die Jungs sehr froh darüber sind, die Möglichkeit zu haben, im Schulalltag einen Raum für Themen und Aktivitäten abseits des Lernplans zu haben. Außerdem steigt auch die Identifikation mit der Gruppe bzw. das Vertrauen in der Gruppe, was zu einer positiveren Atmosphäre an der Schule beiträgt. Last but not least, macht das ganze natürlich auch noch Spaß!
(Pius Grzeski)